Tebras (ehemals Kirchen-) Straße
Lasst uns nun mittels dieser Postkarte die Tebras iela (Tebber Straße) besichtigen.
Ihre ursprüngliche Bezeichnung war „Kirchenstraße“. Am 31. Oktober 1948 wurde sie in „Andreja Macpāna iela“ umbenannt, um auf diese Art den ehemaligen Hasenpother Milizionär 1940-41, der im Februar 1945 im Zirauschen Wald als roter Partisan erschossen worden ist, zu ehren. Im Jahr 1950 erschien die damalige Kirchenstraße der Okkupationsmacht für den Namen Macpāns zu kurz. Deshalb wurde ihm die Zvaigžņu iela (Stern Straße) geschenkt. Die Kirchenstraße bekam aber ihren Namen nicht zurück sondern wurde in Tebras iela (Tebber Straße) umbenannt.
Obwohl die Tebras iela nun zur Kirche führt und nicht zur Tebber, hat die Stadtverwaltung, aus nur ihr bekannten Gründen, der Straße den ursprünglichen Namen noch immer nicht zurückgegeben. Den von der Okkupationsmacht gewählten Namen, hält sie wohl für besser.
Auf der Postkarte ist das Gebäude Kirchenstr. 1 zu sehen. Es ist bekannt, dass der Hasenpother Kreismarschall Sass hier 1796 ein Wohnhaus gebaut hat. Im Jahr 1797 kaufte es der Kaufmann I. Gilde David Halle für 2.875 Taler von ihm zusammen mit dem Grundstück Kirchenstr.3. Er hatte dort schon seit 1796 seinen Laden. Nach seinem Tode (um 1817) erbte seine Witwe Feige Halle das Haus. 1818 verkaufte sie das Grundstück Kirchenstr.3 für 833 1/3 Rubel dem Ältermann Johann David Stolz. Das Haus Kirchenstr. 1 kaufte 1838 der Kaufmann Johann Burbe für 2.200 Rubel.
1842 bekam Burbes Haus einen neuen Eigentümer. Für 2.800 Silberrubel kaufte es Uhrmacher Meier Kuhn. Im gleichen Jahr verkaufte der es dem Papierfabrikanten Schaul Bernitz für 3.000. Möglicher Weise hatte Bernitz das Gebäude, das auf der Postkarte zu sehen ist, neu errichtet – denn als er dieses Anwesen im Jahr 1860 dem Gerichtsvogt Hermann Frey verkaufte, bekam er dafür 6.000 Rubel.
1868 kaufte Baron von den Brincken, Gutsherr von Groß-Rönnen (Renda), das Haus auf einer Auktion für 5.310 Rubel. Von ihm kaufte es 1876 Kaufmann Ludwig (Lewin) Danziger für 4.500 Rubel. Er betrieb dort ein Kurzwarengeschäft.
1879 hatte Leopold Tramdach hier sein Restaurant und Miķelis Grīntāls seine Schusterwerkstatt.
1882 verkaufte Ludwig Danziger das Haus für 3.700 Rubel seiner Frau Lina Danziger. Er selbst aber betrieb hier 1884 einen Krug.
1887 kaufte es Siegfried Hass von Danziger für 5.800 Rubel. Aber schon 1893 gehörte es der Hasenpother Kreditkasse mit dem Krug von Pavel Klave. 1896 war darin der Bierhandel von Elisabete Jaunzeme.
1918 arbeiteten unter dieser Adresse Schuster Martinš Zuntlers und Töpfer Jānis Vecmanis, die hier auch in späteren Jahren zu finden waren.
Anfang der 1920er Jahre war in einem der Hofgebäude Launerts Walkmühle und Färberei.